Inhalt
West Nil Virus (WNV)
Im Oktober 2020 wurde bei einem Pferd aus Wien und bei einem Pferd aus Niederösterreich/Bezirk Gänserndorf eine Infektion mit West Nil Virus festgestellt.
Das WNV gehört zur Gruppe der Flaviviren und wird durch Stechmücken übertragen. Der natürliche Wirt für das Virus sind Vögel. Eine Verbreitungsmöglichkeit des Erregers besteht daher durch infizierte Zugvögel. Infiziert werden können jedoch auch Menschen, Pferde und andere Warmblüter. Diese sind so genannte "Endwirte", von ihnen geht keine weitere Infektionsgefahr aus. Bisher wurde das Virus in Afrika, Europa, dem Mittleren Osten, Nord-Amerika und West-Asien nachgewiesen.
WNV-Nachweise in Österreich gibt es seit 2008 wiederholt bei Greifvögeln, Wassergeflügel und Stechmücken sowie beim Menschen. 2016 wurde der Erreger erstmalig auch bei Pferden nachgewiesen.
Alle Formen von klinischen WNV-Erkrankungen bei Pferden sind anzeigepflichtig, d.h. sie sind den zuständigen Behörden zu melden. In Österreich werden seit einigen Jahren WNV-Überwachungsprogramme bei Pferden, Wildvögeln und Wassergeflügel (Weidegänse) von der AGES im Auftrag des BMASGK durchgeführt. Einen Impfstoff gibt es bisher nur für Pferde.
Weitere Informationen und aktuelle Lage in Österreich:
Informationen für TierhalterInnen: Was kann ich tun, um Mückenstiche zu vermeiden?
- Stechmücken sind in der Morgen- und Abenddämmerung besonders aktiv. Daher gilt es besonders in der Dämmerung, die Tiere in den Stall zu führen.
- Fenster mit Mückennetzen abdichten, Stall-Türen in der Nacht und in der Dämmerung geschlossen halten.
- Gelsenmenge reduzieren: Stechmücken legen ihre Eier in jede Wasseransammlung ab. Um die Vermehrung zu vermeiden, sollten Regentonnen abgedeckt und Tränken täglich gereinigt werden.
- Waschplätze trocken halten: An den Waschplätzen der Tiere ist darauf zu achten, dass das Wasser in die Kanalisation abfließt.
- Bei Bauvorhaben ist die Stechmückenproblematik zu berücksichtigen. Falsch konzipierte Raumplanungs- und Wasserbauprojekte können zu Massenvermehrungen von Stechmücken führen.
- Im Bereich der Landschaftsplanung sind Maßnahmen zur Eindämmung der Vermehrung von Stechmücken, wie Reduktion von Nistplätzen oder die gezielte Einbringung von Mitteln gegen Larvenbildung in Wasser-Reservoirs, sinnvoll.
Informationen für TierhalterInnen und TierärztInnen:
- Impfstoffe für Pferde: es gibt mehrere zugelassen Impfstoffe. Pferde sind zwei Mal im Abstand von drei bis fünf bzw. vier bis sechs Monaten und danach jährlich zu impfen.
- Bei fieberhaften Erkrankungen, die möglicherweise in Verbindung mit zentral nervalen Störungen auftreten, ist differenzialdiagnostisch jedenfalls an eine WNV-Infektion zu denken.
- Jede klinische Encephalomyelitis bei Pferden, z.B. ausgelöst durch WNV-Infektion, ist anzeigepflichtig, daher ist der Amtstierarzt bzw. die Amtstierärztin zu informieren.
Maßnahmen in Österreich (Veterinärbereich)
- Meldung von Fällen beim Pferd an die Europäische Kommission (ADNS) sowie an die Welt-Tiergesundheitsorganisation OIE
- Information der Sektion IX im BMASGK und der Zoonosenkommission
- Koordination zwischen BMASGK, AGES und Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) bezüglich Öffentlichkeitsarbeit
- Jährliche WNV-Monitorings bei Pferden, Wildvögeln und Wassergeflügel (Weidegänse)
- Gelsen-Monitoring AGES - Vetmeduni Vienna
(28.10.2020)