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Antibiotikaresistenzen

Was sind Antibiotikaresistenzen?

Üblicherweise hemmen Antibiotika das Wachstum von Bakterien oder töten diese. Bakterien, die nicht mehr mit Antibiotika behandelt werden können, werden als resistente Bakterien bezeichnet. Die Resistenz wächst mit der steigenden Verabreichung von Antibiotika. Die Entstehung der Antibiotikaresistenzen ist ein natürlicher Vorgang, allerdings mit sehr unerfreulichen Auswirkungen. Damit versuchten sich Bakterien seit jeher einen Vorteil gegenüber Konkurrenzkeimen zu verschaffen.

Beschleunigt wird dieser Vorgang durch einen übermäßigen und unsachgemäßen Gebrauch von Antibiotika. Durch zusätzliche Hygienemängel in der Human- und Veterinärmedizin können sich resistente Erreger ausbreiten, die dann schwierig zu behandeln sind. Neben Informationslücken bei Ärztinnen und Ärzten sowie Tierärztinnen und Tierärzten sind oft auch Wünsche von Patientinnen und Patienten sowie Tierbesitzerinnen und Tierbesitzern die Ursache des übermäßigen und unsachgemäßen Einsatzes. Hinzu kommen nicht zuletzt Fehler bei der Einnahme und der Anwendung von Antibiotika.

Antibiotikaeinsatz bei Mensch und Tier

Die Gesundheit von Mensch und Tier ist bei vielen Infektionskrankheiten eng miteinander verbunden. Tier und Mensch können oft von gleichen Krankheitserregern infiziert werden, müssen mit gleichen Antibiotika behandelt werden und haben somit gerade bei breitgestreuter und teilweise unreflektierter Anwendung gegenseitigen Einfluss auf die Resistenz-Problematik.

Zum Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier sowie zum Erhalt der Wirksamkeit von Antibiotika ist eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit aller Verantwortlichen nötig. Das Gesundheitsministerium sah sich daher zur Einrichtung eines Nationalen Aktionsplans zur Antibiotikaresistenz (NAP-AMR) veranlasst.

Ausbreitung von Resistenzen

Die drohende Gefahr, dass Antibiotika ihre Wirkung verlieren, wird schon länger als weltweites Problem erkannt. Die Zunahme bakterieller Krankheitserreger, die gegenüber Antibiotika weniger empfindlich oder sogar völlig resistent geworden sind, ist weltweit zu einer großen Herausforderung geworden. Betroffen davon sind Human- und Veterinärmedizin gleichermaßen. Für Patientinnen und Patienten bedeutet dies oft längere Behandlungsdauer und zusätzliche Belastungen durch eine verzögerte oder nicht eintretende Heilung der Infektionskrankheit; manchmal können die Folgen sogar tödlich sein. Aber auch für die erkrankten Tiere wird eine Heilung erschwert, es können sich Probleme für den Tierschutz ergeben wie auch mögliche wirtschaftliche Einbußen für Tierhalterinnen und Tierhalter.

Resistente Bakterien können vom Tier auf den Menschen – oder auch umgekehrt vom Menschen auf das Tier – übertragen werden oder von Tier und Mensch in die Umwelt gelangen, wo sie überdauern. Eine Übertragung ist nicht nur bei direktem Kontakt mit einem infizierten Tier möglich, sondern auch durch den Kontakt mit oder den Verzehr von Lebensmitteln wie Fleisch und Gemüse, die mit resistenten Erregern kontaminiert sind. Der Beitrag dieses Übertragungsweges zur Resistenz-Problematik in der Humanmedizin scheint nach bisherigen Erkenntnissen allerdings relativ gering zu sein. 

Die nationale Antibiotika-Strategie betrifft die tierärztliche Tätigkeit, die Tierhaltung, die Lebensmittelkette sowie humanmedizinische Belange. Vor allem soll die Zusammenarbeit zwischen Tier- und Humanmedizinerinnen und -medizinern verbessert werden.

Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen

Der NAP-AMR in Kombination mit den Leitlinien für den sorgfältigen Umgang mit antibakteriell wirksamen Tierarzneimitteln soll den Kampf gegen Antibiotikaresistenzen möglichst wirksam unterstützen. Durch resistente Erreger werden Therapiemöglichkeiten eingeschränkt. Einerseits beschleunigt eine unsachgemäße Anwendung von Antibiotika in Human- und Veterinärmedizin die Entwicklung und Ausbreitung von Resistenzen. Zum anderen tragen auch mangelhafte Hygienemaßnahmen und nicht zuletzt der Handels- und Reiseverkehr dazu bei, dass sich resistente Krankheitserreger ausbreiten.

Unser aller Ziel muss sein, vermeidbare Infektionen zu verhindern, beziehungsweise die Entstehung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen nachhaltig zu vermindern, um die Leistung der vorhandenen antimikrobiell wirksamen Substanzen zu erhalten und – wo möglich – die Qualität der antimikrobiellen Therapien zu fördern.

Der NAP-AMR reflektiert die europa- und weltweiten Vorgaben. Er umfasst sowohl humanmedizinische Belange, als auch die tierärztliche Tätigkeit, die Tierhaltung, die Lebensmittelkette und die Umwelt. Eine überarbeitete Version wird voraussichtlich im November 2017 vorliegen.

Projekte

MARGINS-I: Identifizierung und Quantifizierung der Antibiotikaresistenzgen-Hintergrundbelastung von Böden in Österreich

Im MARGINS-I Projekt wurde erstmals in Österreich die Antibiotikaresistenzgen(ARG)-Belastung von Böden systematisch erfasst. Ausgewählte Agrarböden, sowie naturbelassene und urbane Wiesen-, Laub- und Nadelwaldböden wurden untersucht, um quantitative Daten zur ARG-Verbreitung zu erhalten. Zudem wurden in einem definierten Agroökosystem mögliche Antibiotikaresistenz-Übertragungswege von ihrem Ursprung (wie Schweinegülle, -Kot und Kompost) über das exponierte Feld bis ins Drainage-Wasser beobachtet.

Antimikrobielle Resistenz wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eines der Top 10 globalen Gesundheitsprobleme deklariert. Antibiotikaresistenzgene (ARGs), die aus Umweltquellen wie Böden, Gewässern aber auch aus Lebens- und Futtermittelketten stammen, können problematisch für die Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten sein. Anthropogene Einflüsse wie landwirtschaftliche Gülledüngung können zu einer Erhöhung der bereits natürlich im Boden vorkommenden ARG-Konzentrationen oder zur Einbringung von neuen ARGs führen. Deshalb spielen Agroökosysteme nicht nur eine Rolle bei der Ausbreitung – sondern auch bei der Eindämmung – von Antibiotikaresistenzen.

Zur Studie: MARGINS-I

MARGINS-I-Factsheet

MARGINS-II: Identifizierung und Quantifizierung der Antibiotikaresistenzgen- Hintergrundbelastung von Abwasser und Oberflächengewässern in Österreich

Das steigende Bewusstsein über die Zunahme von antibiotikaresistenten Bakterien (ARBs) und Antibiotikaresistenzgenen (ARGs) in den letzten Jahren und die Einstufung dieser Thematik als globale Gesundheitsbedrohung durch die WHO hat auch die Bedeutung der Umwelt in den Fokus gerückt. Antibiotikaresistenzen in der aquatischen Umwelt in Österreich waren bereits Gegenstand einiger Studien, systematische Datenerhebungen fehlten jedoch bisher. Ziel des MARGINS-II Projektes war es daher eine erste systematische Untersuchung der ARG-Hintergrundbelastung von österreichischen Abwasser und Oberflächengewässern (OFGs) durchzuführen.

Um potentielle Gefährdungen für den Menschen zu minimieren, ist die regelmäßige Überwachung in Kläranlagen und Oberflächengewässern unabdingbar. Dabei sind für eine bessere Risikoabschätzung letztendlich neben dem Einsatz molekularbiologischer Methoden auch komplementäre kultivierungsbasierte Verfahren nötig.

Zur Studie: MARGINS-II

Weitere Informationen:

NAP-AMR: Nationaler Aktionsplan Antibiotikaresistenz des Bundesministeriums

Leitlinien für den sorgfältigen Umgang mit antibakteriell wirksamen Tierarzneimitteln  
RIS (AVN 2018/11a) Leitlinien für den sorgfältigen Umgang mit antibakteriell wirksamen Tierarzneimitteln 
 

Leitlinien für den sorgfältigen Umgang mit antibakteriell wirksamen Tierarzneimitteln 

Österreichischer Antibiotikaresistenzbericht AURES 2016

(25.04.2023)