Rechtliche Rahmenbedingungen

​​​​​​Gesetzgebung und Vollziehung

Um eine effektive Überwachung und Bekämpfung von übertragbaren Krankheiten durch die Gesundheitsbehörden gewährleisten zu können, bedarf es geeigneter rechtlicher Grundlagen. Gemäß Art. 10 Abs. 1 Z 12 des Bundes-Verfassungsgesetzes (B-VG) sind die Gesetzgebung und die Vollziehung der Gesetze im Bereich des Gesundheitswesens bis auf wenige Ausnahmen, wie beispielsweise das Leichen- und Bestattungswesen sowie der Gemeindesanitätsdienst und das Rettungswesen, Bundessache. Somit ergibt sich für die Überwachung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten die Zuständigkeit des Bundes für die Gesetzgebung und die Vollziehung. Die Gesetzgebung in Bundessachen erfolgt durch das Parlament. Die Vollziehung der Gesetze im Zusammenhang mit der Überwachung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten erfolgt nach Art. 102 Abs. 1 B-VG im Wege der mittelbaren Bundesverwaltung durch die Landeshauptleute und die ihnen unterstellten Bezirksverwaltungsbehörden unter Aufsicht der:des Gesundheitsminister:in.

Nationale Rechtsgrundlagen

Das Epidemiegesetz 1950 (EpiG) sowie die auf dessen Grundlage erlassenen Verordnungen bilden die wichtigste rechtliche Grundlage für die Überwachung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten durch die Gesundheitsbehörden. Ziel ist die Ausbreitung von übertragbaren Krankheiten mit hohem Gefährdungspotenzial für die öffentliche Gesundheit zu verhindern. Im EpiG werden insbesondere die Anzeigepflichten, das gesundheitsbehördliche Vorgehen und wesentliche Maßnahmen zur Bekämpfung übertragbarer Krankheiten geregelt. Ergänzend gibt es zahlreiche weitere Rechtsvorschriften, die andere Aspekte des Umganges mit übertragbaren Krankheiten regeln bzw. für den Vollzug in diesem Zusammenhang von Bedeutung sind.

Folgende demonstrative Auflistung enthält die derzeitigen Rechtsgrundlagen, die in diesem Zusammenhang besonders relevant sind:

  • AIDS-Gesetz 1993, BGBl. Nr. 728/1993, idgF., und darauf basierende Verordnungen
  • Allgemeines Sozialversicherungsgesetz (ASVG), BGBl. Nr. 189/1955, idgF. (insbesondere §§ 116, 117 und 156 ASVG)
  • Allgemeines Verwaltungsverfahrensgesetz 1991 (AVG), BGBl. Nr. 51/1991, idgF. (insbesondere §§ 1ff, 56ff und 62 AVG)
  • Apothekengesetz (ApoG), RGBl. Nr. 5/1907, idgF.
  • ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (AschG), BGBl. Nr. 450/1994, idgF. und Verordnung Persönliche Schutzausrüstung (PSA-V), BGBl. II Nr. 77/2014, idgF.
  • Arzneimittelgesetz (AMG), BGBl. Nr. 185/1983, idgF.
  • Berufsrecht der Gesundheitsberufe (z.B. Ärztegesetz 1998 [ÄrzteG 1998], BGBl. I Nr. 169/1998, idgF.; Gesundheits- und Krankenpflegegesetz [GuKG], BGBl. I Nr. 108/1997, idgF.; MTD-Gesetz 2024 [MTDG], BGBl. I Nr. 100/2024, idgF.; Sanitätergesetz [SanG], BGBl. I Nr. 30/2002, idgF.)
  • Bundesministeriengesetz 1986 (BMG), BGBl. Nr. 76/1986, idgF.
  • Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG), BGBl. Nr. 1/1930, idgF. (insbesondere Art. 10 Abs. 1 Z 12, 12 Abs. 1 Z 1, 15 Abs. 1, 102 und 118 B-VG)
  • Epidemiegesetz 1950 (EpiG), BGBl. Nr. 186/1950, idgF. und darauf basierende Verordnungen (Verordnung betreffend die Absonderung Kranker, Krankheitsverdächtiger und Ansteckungsverdächtiger und die Bezeichnung von Häusern und Wohnungen, RGBl. Nr. 39/1915, idgF.; Verordnung betreffend die Anzeige übertragbarer Krankheiten, BGBl. Nr. 189/1948, idgF.; Verordnung betreffend elektronische Meldungen von Ärztinnen/Ärzten und Krankenanstalten in das Register anzeigepflichtiger Krankheiten, BGBl. II Nr. 200/2013, idgF.; Verordnung betreffend elektronische Labormeldungen in das Register anzeigepflichtiger Krankheiten, BGBl. II Nr. 184/2013, idgF.; Verordnung betreffend Meldungen von nationalen Referenzlaboren betreffend Zoonosen, BGBl. II Nr. 486/2012, idgF.)
  • Gefahrgutbeförderungsgesetz (GGBG), BGBl. I Nr. 145/1998, idgF.
  • Geschlechtskrankheitengesetz, StGBl. Nr. 152/1945, idgF.
  • Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetz (GESG), BGBl. I Nr. 63/2002, idgF.
  • Impfschadengesetz, BGBl. Nr. 371/1973, idgF. und Verordnung über empfohlene Impfungen, BGBl. II Nr. 526/2006, idgF.
  • Bundesgesetz über Krankenanstalten und Kuranstalten (KAKuG), BGBl. Nr. 1/1957, idgF. samt den jeweiligen Landesgesetzen
  • Medizinproduktegesetz 2021 (MPG 2021), BGBl. I Nr. 122/2021, idgF.
  • Rettungsdienstgesetze der Bundesländer
  • Tuberkulosegesetz, BGBl. Nr. 127/1968, idgF.
  • Zoonosengesetz, BGBl. I Nr. 128/2005, idgF., und Verordnung zur Erlassung einer Geschäftsordnung der Bundeskommission zur Überwachung und Bekämpfung von Zoonosen, BGBl. II Nr. 380/2006, idgF.

​​​​​​Internationale Rechtsgrundlagen

Da Krankheitsausbrüche grenzüberschreitend auftreten können, bestehen auf internationaler Ebene entsprechende Regelungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Europäischen Union (EU). Diese betreffen beispielsweise Meldeverpflichtungen, Regelungen für die Zusammenarbeit im Bereich der Überwachung, Prävention und Kontrolle von übertragbaren Krankheiten sowie die Abstimmung von Maßnahmen.

Die wichtigsten dieser Vorschriften sind:

  • Internationale Gesundheitsvorschriften der WHO 2005 (IGV bzw. International Health Regulations, IHR)
  • Verordnung (EU) 2022/2371 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. November 2022 zu schwerwiegenden grenzüberschreitenden Gesundheitsgefahren und zur Aufhebung des Beschlusses Nr. 1082/2013/EU
  • Verordnung (EU) 2022/123 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Januar 2022 zu einer verstärkten Rolle der Europäischen Arzneimittel-Agentur bei der Krisenvorsorge und -bewältigung in Bezug auf Arzneimittel und Medizinprodukte
  • Verordnung (EG) Nr. 851/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. April 2004 zur Errichtung eines Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten in der Fassung Verordnung (EU) 2022/2370 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. November 2022
  • Verordnung (EU) 2022/2372 des Rates vom 24. Oktober 2022 über einen Rahmen zur Gewährleistung der Bereitstellung von krisenrelevanten medizinischen Gegenmaßnahmen im Falle einer gesundheitlichen Notlage auf Unionsebene