Lumpy Skin Disease (LSD)
Aktuelles
Am 21.06.2025 wurde erstmals das Auftreten von Lumpy skin disease (LSD) bei Rindern auf Sardinien festgestellt. Wenige Tage danach wurde auch auf dem italienischen Festland in der Lombardei (170 km von der österreichischen Staatsgrenze entfernt) ein Ausbruch gemeldet. Um den betroffenen Betrieb wurden gemäß EU-Recht Sperrzonen eingerichtet und entsprechende Seuchenbekämpfungsmaßnahmen getroffen. Während es bei dem Ausbruch in der Lombardei bei einem Einzelfall blieb, werden auf Sardinien bis jetzt weitere betroffene Betriebe gemeldet. Ganz Sardinien wurde zur Sperrzone erklärt und die verpflichtende Impfung sämtlicher Rinder angeordnet. Verbringungsbeschränkungen und verpflichtende Impfung sind das wichtigste Instrument, um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
In Frankreich wurde am 29.06.2025 im Gebiet Auvergne-Rhône-Alpes nahe zur Schweizer Grenze ein Ausbruch von LSD gemeldet. Es kamen weitere Ausbrüche in diesem Gebiet dazu. Auch hier wurden die entsprechenden Seuchenbekämpfungsmaßnahmen getroffen und die Impfung aller Rinder in den Zonen angeordnet. Aufgrund der Nähe der Ausbrüche zur Schweizer Grenze wurden dort Bekämpfungsmaßnahmen und Impfungen in den Kantonen Genf, Waadt und Wallis angeordnet. Die Impfungen in der Schweiz sind bereits abgeschlossen und die Sperrmaßnahmen konnten wieder aufgehoben werden. Ein Eintrag der Seuche in die Schweiz konnte erfolgreich verhindert werden.
Am 03.10.2025 wurde der Erreger bei Rindern in Spanien im Gebiet Cantalua nahe der französischen Grenze nachgewiesen. Hier kam es zu einer raschen regionalen Ausbreitung sowohl in Spanien als auch in Frankreich. Gemäß den Vorgaben des EU Tiergesundheitsrechts wurden auch hier Sperrzonen eingerichtet und eine verpflichtende Impfung angeordnet.
Aufgrund der aktuellen Lage ist die Gefahr einer weiteren Verbreitung des Erregers durch Vektoren gegeben und eine Verhinderung der Einschleppung durch Tierverbringungen muss mit entsprechenden Verbringungsbeschränkungen und begleitenden Biosicherheitsmaßnahmen hintangehalten werden.
Die aktuelle Tierseuchenlage zur Lumpy Skin Disease wird wöchentlich aktualisiert und ist hier abrufbar.
Was ist LSD
Lumpy Skin Disease (LSD) ist eine hochansteckende virale Erkrankung der Rinder, Bisons, Wasserbüffel und wildlebenden Wiederkäuer. Bei Rindern handelt es sich um eine klassische zyklische Pockenkrankheit mit generalisierendem Exanthem (Hautausschlag) am ganzen Körper.
In Afrika und im Nahen Osten kommt LSD endemisch vor. In Europa war zuletzt in den Jahren 2015 und 2016 die Türkei, Griechenland, Bulgarien und Mazedonien betroffen. In Österreich ist bisher noch nie ein Fall von Lumpy Skin Disease (LSD) aufgetreten. Das Virus ist für den Menschen ungefährlich.
LSD zählt laut Verordnung (EU) 2016/429 (Animal Health Law) zu den meldepflichtigen Tierseuchen der Kategorie A, D und E, die Seuche bedingt hohe wirtschaftliche Verluste.
Übertragung
Der Übertragungsweg der Erkrankung erfolgt vorwiegend (wie bei der Blauzungenkrankheit) über blutsaugende Insekten (Fliegen) und auch über Spinnentiere (Zecken, Milben). Auch mit Produkten infizierter Tiere (Fleisch, Milch, Samen, Embryonen) kann eine Übertragung erfolgen
Symptome
Die Inkubationszeit beträgt bis zu 4 Wochen. Es treten schmerzhafte, feste Schwellungen und Hautknoten auf, die sich bis zur darunter liegenden Muskulatur erstrecken können und bis über 6 Wochen bestehen bleiben. Die Hautknoten können am Kopf, Hals, Schwanzbereich und Extremitäten auftreten. Weitere Symptome sind Fieber, stark vergrößerte Lymphknoten, erhöhter Speichel- und Tränenfluss, Mattigkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust.
Aufgrund der Krankheitssymptome allein kann die Erkrankung nicht nachgewiesen werden. Für die diagnostischen Untersuchungen werden Hautveränderungen, Blut und Exkrete (Tränenflüssigkeit, Speichel) herangezogen. Die Proben werden mithilfe international anerkannter molekularbiologischer (PCR und Sequenzierung), virologischer (Isolierung mittels Zellkultur) und serologischer Verfahren (SNT, ELISA) analysiert.
Erreger
Der Erreger der Lumpy Skin Disease (LSD) ist ein Virus aus dem Genus Capripoxvirus. Zu dieser Virusgattung gehört auch das Sheeppox virus und das Goatpox virus, die Erreger der Schaf- und Ziegenpocken. Das Lumpy skin disease virus, das Sheeppox virus und das Goatpox virus sind phylogenetisch eng verwandt.
Verbreitung / Lage in Österreich
Derzeit gibt es KEINE Ausbrüche auf österreichischen Betrieben.
Verbreitung / Lage in Europa
Das Auftreten der LSD in Italien, Frankreich und Spanien stellt eine signifikante Veränderung der epidemiologischen Lage dar und erhöht das Risiko einer weiteren Ausbreitung der LSD in Europa.
LSD war lange Zeit auf Afrika beschränkt, breitete sich aber zwischen 2015 und 2018 aus und erreichte Südosteuropa, den Nahen Osten und Teile der Russischen Föderation. Als Reaktion darauf führten die europäischen Länder umfangreiche Impf- und Überwachungsprogramme ein, die entscheidend dazu beitrugen, die Ausbreitung zu stoppen.
Seit 2019 breitet sich die LSD jedoch weiter nach Osten in Asien aus und betrifft wichtige Viehzuchtländer wie Indien, Bangladesch, China und Nepal. Anfang 2022 wurden weitere Ausbrüche in Indonesien, Singapur, Pakistan und Afghanistan gemeldet. Seit den Krankheitsausbrüchen in Norditalien und Frankreich stellt LSD nun auch eine erstzunehmende Bedrohung für die Gesundheit österreichischer Nutztiere dar.
Bekämpfung / Maßnahmen
Behördliche Maßnahmen bei LSD Verdacht
- Jeder Verdacht ist von Tierhaltern bei der zuständigen Behörde (ATA) zu melden
- Betriebe, in denen der Verdacht auf Lumpy Skin Disease vorliegt, werden amtlich gesperrt
- Alle empfänglichen Tiere des Bestandes sind zu erfassen
- Proben werden vom Amtstierarzt (ATA) gezogen
- Untersuchung durch nationales Referenzlabor (AGES)
- Empfängliche Tiere dürfen nicht vom Betrieb verbracht, oder neu eingestallt werden
- Das Verenden von Tieren empfänglicher Arten ist dem Amtstierarzt unverzüglich zur Kenntnis zu bringen
- Nach Vorliegen der Laborergebnisse erfolgt die Bestätigung des Ausbruches ODER Aufhebung der Betriebssperre
Behördliche Maßnahmen bei LSD Ausbruch
Derzeit gibt es KEINE Ausbrüche auf österreichischen Betrieben!
Im Falle eines Ausbruches sind folgende Maßnahmen erforderlich:
- Sperre des betroffenen Betriebes
- Keulung aller empfänglichen Tiere im betroffenen Seuchenbetrieb
- Unschädliche Beseitigung der Tierkadaver sowie Reinigung und Desinfektion
- Etablierung einer Schutzzone (Mindestradius 20 km um den Seuchenbetrieb) und einer Überwachungszone (Mindestradius 50 km um den Seuchenbetrieb) und Untersuchung aller Betriebe mit empfänglichen Tieren in den Zonen
- Handelsrestriktionen
Rechtsinformation
Begriffserklärung Zonen lt. EU Recht
Welche Zonen gibt es und was bedeuten sie?
Wenn ein EU Mitgliedsstaat einen LSD Ausbruch meldet, werden lt. EU Recht (Animal Health Law) sogenannte Schutz- und Überwachungszonen sowie im Bedarfsfalle auch eine weitere Sperrzone gezogen. Diese drei Gebiete werden unter dem Begriff Sperrzone zusammengefasst, auch wenn in jeder einzelnen Zone andere Maßnahmen gelten können. Die Zonen werden in Österreich mittels Kundmachung in den Amtlichen Veterinär- und Verbrauchernachrichten im RIS (Link zur Suchmaske) veröffentlicht.
Was ist eine Schutzzone?
Eine Schutzzone ist eine Zone mit einem Umkreis von mindestens 20 km um den Ausbruch. Hier werden bestimmte Seuchenbekämpfungsmaßnahmen getroffen, um die Ausbreitung zu verhindern. Die Zone kann rund sein oder an Katastralgemeindegrenzen angepasst werden. Die Schutzzone bleibt mindestens 28 Tage ab der vorläufigen Reinigung und Desinfektion des Ausbruchsbetriebes aufrecht.
Vor der Aufhebung der Maßnahmen muss die vorläufige Reinigung und Desinfektion in den verseuchten Betrieben durchgeführt worden sein. Die klinische Untersuchung in allen Betrieben muss jeweils einen Negativbefund aufweisen. Nach Aufhebung der Schutzzone gelten in diesem Gebiet die Maßnahmen der Überwachungszone.
Was ist eine Überwachungszone?
Eine Überwachungszone ist eine Zone mit einem Umkreis von mindestens 50 km um den Ausbruch. Auch hier werden bestimmte Seuchenbekämpfungsmaßnahmen getroffen, um die Ausbreitung zu verhindern. Die Zone kann rund sein oder an Katastralgemeindegrenzen angepasst werden. Die Überwachungszone bleibt mindestens 45 Tage aufrecht.
Vor der Aufhebung der Maßnahmen muss die endgültige Reinigung und Desinfektion in den verseuchten Betrieben durchgeführt worden sein. Die klinische Untersuchung in allen Betrieben muss jeweils einen Negativbefund aufweisen.
Was ist eine weitere Sperrzone?
Um das Risiko weiterer Ausbrüche zu minimieren kann es erforderlich sein, weitere Sperrzonen einzurichten. Mit dieser Sperrzone werden häufig riskante Korridore geschlossen. Die Grenzen dieser erweiterten Sperrzone folgen häufig geologischen Gegebenheiten, Bezirks- und Gemeindegrenzen, natürliche oder künstliche Barrieren (Flüsse, Straßen etc.) aber auch Gebieten mit hoher Tierdichte.
Die zuständige Behörde kann nach Durchführung einer Risikobewertung weitere Maßnahmen in den weiteren Sperrzonen anordnen.
Alle Zonen werden im Ausbruchsfall in Abstimmung mit betroffenen Bundesländern errichtet.
Gesetzliche Grundlagen
Verordnung (EU) 2016/429 des Europäischen Parlaments und des Rates (AHL)
Delegierte Verordnung (EU) 2020/687 (Seuchenbekämpfung)
Delegierte Verordnung (EU) 2023/361 (Impfung)
LSD-Bekämpfungsverordnung (in Begutachtung)
Weitere Informationen
Links
Biosicherheit Rind (LKonline)
Videos zur Biosicherheit
Biosicherheitsvideos Hochformat (Playlist 9 Videos auf Youtube)
Biosicherheitsvideos Querformat (Playlist 9 Videos auf Youtube)
Biosicherheitsvideos lang (Playlist 3 Videos auf Youtube)
GF TADs (WOAH)
FLI - Friedrich-Loeffler-Institut Institut für Virusdiagnostik (IVD)
Webinar
GF TADs (WOAH)
FLI - Friedrich-Loeffler-Institut Institut für Virusdiagnostik (IVD)
Lumpy-Skin-Krankheit (Dermatitis nodularis) (BLV Schweiz)
Informationsmaterial von EU FMD – mit Zugang zu Kursen und Vorträgen auch zu anderen Tierkrankheiten.
Dieses Informationsmaterial dient zur Sensibilisierung der Tierhalter und zur Unterstützung bei der Erkennung der Krankheit, für eine umgehenden Meldung von Verdachtsfällen.
Differential diagnosis in cattle
Sample collection and laboratory diagnosis based on the stage of the disease process
Letzte Aktualisierung: 06.11.2025