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Schaf- und Ziegenpocken
Sheep and capri pox. Betrifft Schafe und Ziegen.
Inhaltsverzeichnis
Schaf- und Ziegenpocken sind gem. RL 90/425 in der EU und gem. §16 des TSG in Österreich anzuzeigen. Ausbrüche dieser Krankheit wurden zuletzt im August 2013 in Griechenland und September 2013 in Bulgarien gemeldet.
Erreger: Virus
Das Schafpockenvirus Capripoxvirus ovis und das Ziegenpockenvirus Capripoxvirus caprae gehören zur Gattung Capripoxvirus innerhalb der Pockenviren. Die meisten Virusstämme sind artspezifisch, Rekombinationen der Stämme, welche in Folge ein erweitertes Wirtsspektrum aufweisen, sind möglich. Die Unterscheidung des Erregers ist serologisch nicht möglich. Die Erkrankung verläuft aber bei beiden Tiergruppen gleich. Vertreter dieser Virenfamilie gehören zu den größten bekannten Viren und sind daher auch in einem sehr guten Lichtmikroskop zu erkennen. Bei allen Mitgliedern dieser Familie handelt es sich um behüllte, doppelsträngige DNA-Viren. Die Struktur dieser Viren ist relativ komplex. Alle zur Familie der Poxviridae gehörenden Viren verfügen über viruskodierte Enzyme, die zur mRNA-Synthese in der Wirtszelle benötigt werden. Weiterhin besitzen sie ein lineares doppelsträngiges DNA-Molekül (DNA-Viren). Im Zytoplasma ihres jeweiligen Wirtes können sie sich außerdem leicht vermehren, da sie viele Steuerproteine mitbringen beziehungsweise selbst produzieren.
Morbidität: in endemischen Gebieten 70-90%
Mortalität: in endemischen Gebieten 5-10%, bei ungeschützter Population bis zu 100%
Betrifft
Für das Virus sind alle Arten von Wild- und domestizierten Schafen und Ziegen empfänglich.
Übertragung
Tröpfcheninfektion, bei engem Kontakt mit erkrankten Tieren mit ulzerierenden Papeln, üblicherweise keine Ansteckung im vorpapulären Stadium. Geringe Ansteckung nach nekrotisierenden Papeln und nach Bildung von neutralisierenden Antikörpern (1 Woche nach Infektion). Tiere mit milden lokalen Infektionen tragen selten zur Verbreitung bei.
Eintrittspforte: verletzte Haut, Schleimhaut.
Indirekt über Produkte: Abfall, Futter; mechanisch über Insekten – geringe Bedeutung.
Virusquellen: ulzerierende Papeln (Papelinhalt), Hautverletzungen mit Wundschorf (enthält viel Virus gemeinsam mit AK), Speichel, Nasen- und Augensekret, Milch, Harn, Kot, (Samen, Embryo nicht nachgewiesen).
Verbreitung
Endemisch in Afrika nördlich des Äquators, Türkei, Iran, Afghanistan, mittlerer Osten, Pakistan, Indien, Teile der Volkrepublik China.
Symptome
Die klinischen Anzeichen sind variabel. Fieber, Flecken gut sichtbar an nicht behaarten Stellen: rund, deutlich umschriebene Rötungen (2-5 Tage), welche sich zu Papeln (0,5-1cm im Durchmesser) entwickeln, verteilt über den Körper, bevorzugt in Axel, Leiste und Perineum; Schwellung der Lymphknoten bis auf das 8-fache möglich. Die Läsionen betreffen sowohl die Haut als auch die Schleimhäute des Atmungs- und Verdauungsapparates (Rhinitis, Konjunktivitis, Lungensymptome). Temperatur bis 40°.
Akuter Verlauf: nach 24 Stunden generalisierte Papeln, Rhinitis, Schwellung der Lymphknoten, Papeln an den Lidern, Nekrosen an den Schleimhäuten, erschwerte Atmung.
Bei Überstehen der akuten Phase: nekrotisierende Papeln, Pneumonien, Inappetenz, Verwerfen, Abmagerung.
Diagnose
Klinisch lässt sich bereits eine Diagnose mit hoher Wahrscheinlichkeit stellen.
Labordiagnose
Probenahme: Biopsie der Haut, Papelinhalt, Lymphknotenpunktat, EDTA-Blut, paarige Serumproben, bei toten Tieren verändertes Gewebe.
Labortests: Neutralisationstest, indirekte Immunfluoreszenz (zum Ausschließen von Kreuzreaktionen), ELIZA, …
Die Diagnose wird durch elektronenmikroskopischen Nachweis der Pockenviren in Material aus den Läsionen untermauert. Im Zytoplasma der Hautzellen lassen sich eosinophile Einschlusskörperchen nachweisen.
Die genetische Identifizierung des Erregers erfolgt mittels PCR.
Vermehrung des Virusisolat in Zellkulturen: cpe 4-12 Tage
Differentialdiagnose
BT, Insektenstiche, Pest der kleinen Wiederkäuer, kontagiöse Pustular-Dermatitis, Fotosensibilität
Bekämpfung
- in Endemiegebieten: Impfstoffe
- außerhalb der Endemiegebiete ist die Tierseuche in den meisten Ländern anzeigepflichtig und Ausbrüche werden durch Isolierung des Seuchenherds und Tötung erkrankter Tiere bekämpft (OIE)
Vorbeugung und Kontrolle
Keine Behandlung.
Prophylaxe: Ausmerzung, Isolation, unschädliche Beseitigung der Kadaver (Verbrennen) und der infektiösen Vektoren, Reinigung und Desinfektion, Quarantäne, Tierverkehrskontrolle
Impfung: tot, lebend Impfstoff
Importkontrolle: Zeugnis gem. RL EU 206/2010