Notfallplan HPAI
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Kapitel
Allgemeines zur Geflügelpest
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Die Aviäre Influenza (auch Vogelgrippe genannt) ist eine meldepflichtige Viruserkrankung der Vögel. Die Erreger sind Influenza A Viren, die zur Familie Orthomyxoviridae gehören undaufgrund verschiedener Oberflächenantigene (Hämagglutinin, HA und Neuraminidase, NA) in Subtypen unterteilt werden. Bei Vögeln kommen bisher 16 Hämagglutinin- und 9 Neuraminidase-Subtypen vor. Als Folge von Genveränderungen und Austausch von genetischem Material entstehen ständig neue Virusvarianten.
Bei aviären Influenzaviren können zwischen hochpathogenen (stark krankmachende, HPAI) und niedrigpathogenen (schwach krankmachende, LPAI) unterschieden werden. Die Unterscheidung bezieht sich auf den Schweregrad der Erkrankung bei Vögeln.
- HPAI-Viren gehören zu einigen Varianten der Subtypen H5 und H7. Diese Viren sind für Vögel hochansteckend, bei Geflügel werden klinische Erkrankungen auch als Geflügelpest bezeichnet (Kategorie A+D+E) und daher sind sofortige Tilgungsmaßnahmen zu ergreifen, sobald sie entdeckt wird. Außerdem müssen Maßnahmen ergriffen werden, um ihre Ausbreitung bei der Einreise oder bei der Verbringung zwischen den Mitgliedstaaten zu verhindern, und es muss ein Überwachungssystem zur Kontrolle der Krankheit entwickelt werden.
- LPAI-Viren können sich durch Mutationen spontan zu hochpathogenen Virusvarianten verändern und dadurch schwere Krankheitsausbrüche verursachen (Kategorie D+E). Die Anwendung von Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der Krankheit bei der Einfuhr oder Verbringung zwischen den Mitgliedstaaten ist erforderlich.
Aus diesem Grund ist die Krankheit im Gesundheitskodex für Landtiere (Terrestrial Animal Health Code) der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) gelistet und eine meldepflichtige Seuche der Kategorie A gemäß Durchführungsverordnung (EU) 2018/1882 der Europäischen Union aufgeführt.
Klinische Symptome
Hausgeflügel
Die klinischen Symptome variieren erheblich und werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie zum Beispiel Virulenz des betreffenden Virus, betroffene Spezies, Alter, Geschlecht, gleichzeitig vorhandene Krankheiten und Umgebung.
Zu den frühzeitigen Symptomen können eine verringerte Futter- und/oder Wasseraufnahme sowie eine relativ niedrige Sterblichkeit gehören. Andererseits kann die Krankheit jedoch auch ganz plötzlich in einem Bestand auftreten, wobei unter Umständen zahlreiche Vögel ohne vorherige Krankheitssymptome oder mit nur minimalen Anzeichen in Form von reduzierter Aktivität, verringerter Futteraufnahme, zerrupften Federn und Fieber verenden. Generell sind die klinischen Symptome umso ausgeprägter, je länger die Vögel überleben. Die Dauer der Entwicklung von Symptomen ist abhängig vom Virus, vom Wirt und von der ursprünglichen Infektionsdosis in Verbindung mit dem Haltungssystem. Das Virus breitet sich unter Vögeln in Käfig- oder Freilandhaltung langsamer aus als in Mastgeflügelställen.
Mit dem HPAI-Virus infizierte Hennen legen möglicherweise zunächst weichschalige Eier und stellen dann die Legetätigkeit gänzlich ein. Erkrankte Vögel sitzen oder stehen häufig in halbkomatösem Zustand, wobei ihr Kopf den Boden berührt. Kämme und Kehllappen sind zyanotisch und ödematös und können an den Spitzen petechiale Blutungen oder ekchymatöse Hämorrhagien aufweisen. Häufig haben die Vögel starke, wässrige Diarrhoe und sind übermäßig durstig. Die Atmung kann angestrengt und ein verstärkter Tränenfluss beobachtbar sein. Unbefiederte Hautareale können Hämorrhagien aufweisen. Die Bestandssterblichkeit variiert von 50 bis 100 %.
In Masthühnern sind die HPAI-Symptome häufig weniger offensichtlich als bei anderem Geflügel, wobei es sich dabei in der Regel um auffällige Inaktivität und verringerte Futteraufnahme handelt; die erste festzustellende Abnormität kann ein starker Anstieg der Sterblichkeit sein. Außerdem können sich Ödeme an Kopf und Hals sowie neurologische Symptome wie Torticollis und Ataxie zeigen.
Die Symptome von HPAI sind bei Truthühnern ähnlich wie bei Hühnern, doch scheinen einige HPAI-Viren bei Truthühnern virulenter, andere hingegen weniger virulent zu sein.
Bei mit dem HPAI-Virus infizierten Mastgänsen sind die Symptome in Form von Inaktivität, mangelnder Futteraufnahme und Diarrhoe die gleichen wie die bei Gänsen in Legebeständen, allerdings häufig in Verbindung mit geschwollenen Sinus. Bei jüngeren Vögeln können auch neurologische Symptome auftreten.
Mit dem HPAI-Virus infizierte Enten zeigen unter Umständen keinerlei klinische Symptome, doch wurde gemeldet, dass einige Virenstämme ähnliche Symptome wie bei Gänsen verursachen, verbunden mit einer gewissen Sterblichkeit.
Bei HPAI- und LPAI-Infektionen von Straußenvögeln sind unter Umständen keine klinischen Symptome erkennbar. Bei Ausbrüchen von HPAI, wie beispielsweise 1999/2000 in Italien, wurde festgestellt, dass Perlhühner und japanische Wachteln eine Infektionsanfälligkeit zeigten, wobei Symptome und Sterblichkeit ähnlich seien wie beim Auftreten der Krankheit bei Hühnern oder Truthühnern. Einigen experimentellen Untersuchungen zufolge sind jedoch Wachteln gegen bestimmte HPAI-Virenstämme resistent. Für alle Vögel gilt: Die Präsenz von Antikörpern gegen denselben H-Subtyp – unabhängig davon, ob durch Impfung oder natürliche Infektion hervorgerufen – kann dazu führen, dass bei einer Infektion mit dem HPAI-Virus keine erkennbaren klinischen Symptome auftreten.
Zusammenfassung: Krankheitssymptome Hausgeflügel
- Hauptsymptome: Apathie, Atemnot, Zyanose und Ödeme an Kopf und Kopfanhängen, Durchfall mit grünlichem Kot, hohe Mortalität und Abfall der Legeleistung um ca. 10% innerhalb von 5 bis 10 Tagen.
- Perakuter Krankheitsverlauf: Mortalität von bis zu 100 %, Verendung unter den Anzeichen eines akuten Kreislaufversagens, ohne vorherige deutliche klinische Symptome.
- Inapparente Infektion: lokaler Charakter, beschränkt auf Epithelzellen des Verdauungs- und Respirationstraktes.
Vögel, die in Gefangenschaft gehalten werden
Das Spektrum der klinischen Symptome kann sehr breit sein und wie beim Geflügel von nicht erkennbaren bis hin zu gravierenden Krankheitsanzeichen mit hoher Sterblichkeit variieren.
Generell breitet sich die Infektion in einem Bestand mit in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln langsamer aus; zurückzuführen ist dies auf die Vielzahl der gehaltenen Spezies mit unterschiedlicher Anfälligkeit, die ungleichmäßige Ausscheidung des Virus und eine häufig relativ langsame Übertragung infolge geringer Kontaktraten und verhältnismäßig geringer Bestandsdichte.
Sektionsbefunde bei mit HPAI-Virus infizierten Vögeln
Vögel, die perakut verenden, weisen möglicherweise nur geringfügige makroskopische Läsionen in Form von Dehydration und verlegten Eingeweiden und Muskeln auf.
Bei Vögeln, die nach langem klinischen Verlauf verenden, sind Petechien und ekchymatöse Hämorrhagien am ganzen Körper nachweisbar, insbesondere an Larynx, Luftröhre, Drüsenmagen und epikardialem Fettgewebe sowie den Teilen der Serosa, die neben dem Brustbein liegen. Es finden sich großflächige subkutane Ödeme, hauptsächlich um den Kopf und an den Läufen. Der Tierkörper kann dehydriert sein. Milz, Leber, Nieren und Lunge können gelb-graue nekrotische Herde aufweisen. Die Luftsäcke können ein Exsudat enthalten. Die Milz kann vergrößert und hämorrhagisch sein.
Histologisch finden sich bei Aviärer Influenza Vaskulopathien charakterisiert durch Ödeme sowie Hämorrhagien und perivaskuläre Infiltrate vor allem in Herzmuskel, Lunge, Milz, Bauchspeicheldrüse und Kehllappen. Lunge, Leber, Pankreas und Nieren können zudem nekrotische Herde aufweisen. Im Gehirn können Gliose, perivaskuläre Infiltrate und neuronale Degeneration auftreten.
Differentialdiagnosen
Bei der Differentialdiagnose von HPAI sind insbesondere folgende Krankheiten zu berücksichtigen:
andere Krankheiten, die eine plötzliche hohe Sterblichkeit zur Folge haben, wie zum Beispiel
- Newcastle Disease (NCD),
- infektiöse Laryngotracheitis,
- Entenpest,
- akute Vergiftungen;
- andere Krankheiten, die zu einem Anschwellen der Kämme und Kehllappen führen, etwa
- akute Geflügelcholera und andere septikämische Erkrankungen,
- bakterielle Cellulitis der Kämme und Kehllappen.
Die wichtigste differentialdiagnostische Bedeutung hat die Newcastle Disease (NCD).
| AI (Influenza A Virus) | NCD (Aviäres Paramyxovirus 1) | |
| Inkubationszeit | wenige Stunden bis 2-3 Tage | 4-6 (maximal 25 Tage) |
| Krankheitsdauer der Herde | ca. 1 Woche | u.U. mehrere Wochen |
| Symptome |
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Letzte Aktualisierung: 17.11.2025